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Projekt Ausbildungszentrum

Yaoundé / Tsinga - N'simalen, Professional Training Center

Arbeitsbericht von 09. Sept. 04 - 06. Dez. 2004

von Karl Brumm, Schreinermeister aus Craisheim

Mit Vorfreude und Spannung bestieg ich die Maschine nach Kamerun. Vorfreude - , die liebenswerten Menschen wieder zu sehen, welche mir im vergangenen Jahr bei meinem 3-wöchigen Besuch begegnet waren. Spannung -, wie würden sich dieselben unter Arbeitsbedingungen verhalten?

Bereits im Flughafengebäude von Yaoundé wurde mir ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt, als Peter M'boh mit seiner 5-köpfigen Mannschaft mich vor den allerfrechsten Gepäckträgern bewahrte. Dann der erste Dämpfer. Die lang ersehnten Maschinen und Geräte waren noch immer im Hafen von Douala. Mit dem Aufbau der Maschinen und der Schulung konnte also noch nicht begonnen werden.

In N'simalen präsentierte sich das Schulungsgebäude als äußerst gelungenes Bauwerk, frisch gestrichen und sauber aufgeräumt, jedoch noch nicht abschließbar, da die 6 großen Schiebetore noch nicht montiert waren. Nach einer kurzen englischen Ansprache, übersetzt von meinem Freund und Mitbewohner Joe N'tsana, stellte sich der dortige Bauleiter Robert ganz in meine Dienste und die Arbeit konnte beginnen. Sämtliche Beschläge, außer den von mir aus Deutschland mitgebrachten Rollen - wurden nach meinen Skizzen vom Schlosser an der Baustelle angefertigt.

 


Eine handwerkliche Meisterleistung unter erschwerten Bedingungen. Nach zweieinhalb Wochen körperlicher Schwerarbeit bei dauernden Regenfällen war auch das letzte Tor betriebsbereit und abschließbar. Die Maschinen konnten, ja mussten nun kommen!

Groß war die Freude und Dankbarkeit, als am 15. Oktober um 11:00 Uhr der Container auf einem altersschwachen Lkw vorgefahren wird, und noch größer, als gegen 16:00 Uhr alle Maschinen und Geräte ohne Beschädigungen in der Halle stehen. Am meisten Bewunderung erntet ein Handhubwagen, welcher 2,5 to hebt und von keinem Kameruner je gesehen wurde. Für europäische Verhältnisse unvorstellbar. Mit einem Dankgebet wurde der Tag beschlossen. Sofort am nächsten Tag wurde mit dem Wiederaufbau und der Montage der Maschinen begonnen. Meinen zukünftigen Ausbildern ("Teacher") wurde von mir der Gesamtablauf einer Fertigung dargestellt und dementsprechend die Maschinenstellung konzipiert. Besonderen Wert wurde auf kabellose Wege gelegt, d.h. auf dem Fußboden dürfen keine dicken Kabelstränge liegen und damit die Transporte und die Reinigungsarbeiten beeinträchtigen.

Meine auszubildenden "teacher" waren

  • John Amabo, "Big John", der älteste, bald 50 Jahre, der beste,
    den man sich wünschen kann, als Mensch, Christ, Lehrer, Vater
  • Olivier, bisheriger Mitarbeiter von "Big John", lernfähig, guter Kerl
  • Jean-Claude, Schreiner, gute Ausbildung, guter Kerl
  • Guy, Elektriker, ohne ihn hätte vieles nicht funktioniert, netter Kerl

Leider musste ich meine Freunde darauf hinweisen, dass wir, bedingt durch den zu späten Start der Ausbildung, nun umso härter arbeiten mussten und die Pausen drastisch zu verringern seien. Dies wurde auch eingesehen und durchgehalten. Wenn man bedenkt, dass in Deutschland eine handwerkliche Berufsausbildung 3 Jahre dauert, dann kann man sich vorstellen, was auf meine eingeborenen Lehrlinge in den verbliebenen 7,5 Wochen Lehrzeit hereinbrach.

Mit Freude und auch etwas Stolz können meine "teacher" und ich am 19. November nach fünfeinhalb Wochen härtester Arbeit eine funktionierende Schreinerei unseren Gästen präsentieren. Unsere Gäste sind Missionar Peter Schneider, der Attaché der Deutschen Botschaft, Hr. Biedermann, sowie Superintendent Daniel Mbiwan und noch etliche Pastoren und Honoratioren. Am 21. November bekommen wir vierzehn "students", sprich lernwillige Straßenkinder. Um diese konnten wir uns noch nicht intensiv kümmern. Ich musste ihnen erklären, dass ihre Ausbilder ab dem 1. Januar 2005 für sie zuständig seien. Bis zu dieser Zeit müssten sie sich entscheiden, ob sie als Schreiner oder Maurer lernen wollten. Trotzdem durften sie natürlich zusehen und kleinere Arbeiten verrichten. Die meisten sind sehr interessiert und aufgeschlossen, unverbraucht.

Bis zu meiner Abreise wurden noch 9 Türelemente, 2 Stockwerkbetten und ein großer Tisch für die Küche in N'simalen in der neuen Werkstatt hergestellt und auf der Spritzanlage, Marke Eigenbau, lackiert. Auf die Maschinen- und Werkzeugpflege wurde besonderes Augenmerk gelegt. So wurde der letzte Arbeitstag am 6. Dezember ein etwas wehmütiger. Nach einem von Peter Schneider und mir gesponserten Abschiedsvesper mit Schinkenwurst, Stangenweißbrot und Limonade habe ich noch eine kleine Abschiedsrede gehalten, von Robert in Französisch übersetzt, mich bedankt für die Zeit miteinander. Simon Ambroise habe ich um ein Abschiedsgebet gebeten. Etliche Augen der "teacher" und "students" wurden sehr feucht und die vielen Bitten, "Bruder Karl, wann kommst du wieder?" haben mir den Abschied nicht leichter gemacht.

Fazit: Die Ausbildungszeit and en Geräten und Maschinen war leider zu kurz und müsste noch begleitend fortgesetzt werden. "Big John" muss unbedingt für einen längeren Zeitraum als "Oberlehrer" bleiben, denn momentan ist nur er in der Lage für einen ordnungsgemäßen Ablauf zu sorgen. Die Schreinerei hat den technischen Stand eines Deutschen Handwerkerbetriebs, ausgelegt für 3-4 Fachkräfte und könnte in etwa einem Jahr bei einsprechender Auslastung (Werbung) durchaus wirtschaftlich arbeiten.

Für meine unvergessliche Zeit in Kamerun möchte ich all denen danken, die mir dies ermöglicht haben.

Besonderer Dank an: Reinhard Braun mit Familie, Peter M'boh mit Familie, Daniel Mbiwan mit Familie, Raimonde und Florence mit Familie, "Big John" Amabo, Ambroise Simon, Robert, Jean-Claude, Olivier, Guy, Alfons, Joe N'tsana, Raimond, "Small John", Louis und Peter Schneider mit Familie.

Gott schütze und segne Euch!

†Karl Brumm

„Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“
(Matth. 5, 16)

Mission hatte von je her das Ziel, Menschen aller Rassen, Kulturen, Gesellschaftsschichten und Religionen die Liebe Gottes vor Augen zu malen. Sie sollen ihn als treuen und fürsorglichen
Vater erleben! Mit obigen Worten zeigt Jesus, dass der Weg, um dieses Ziel zu erreichen, nicht nur in Worten bestehen kann, sondern dass gerade unsere Werke hierfür
entscheidend sind. Diese Erkenntnis war auch maßgeblich für die Namensgebung unserer Mission „Liebe in Aktion“ e.V.